Warum ist Achtsamkeit wichtig?

Die Acht Prinzipien des achtsamen Handelns – Teil 1.

Achtsamkeit ist Handlung – ein innerer Prozess mit vielen Konsequenzen und Bedingungen.

In der Hektik des Alltags prasseln viele Dinge und Anreize auf uns ein. Durch Smartphone- und Internet-Kultur sind wir einem permanenten Fluss von Informationen und Reizen ausgesetzt. Dabei fällt es vielen von uns schwer, abzuschalten und sich zu konzentrieren. Und im Blick zu behalten was wesentlich ist für ein gelungenes und zufriedenes Leben.

Die Kultur einer Selbstoptimierung in unserer Leistungsgesellschaft sorgt dafür, dass der Einzelne unter Druck steht, sich ständig selbst zu hinterfragen, ob man schon genügend tut – für wen oder was eigentlich?

Viele Menschen haben dabei nicht vor Augen, was ihnen guttut. Das ist kein Wunder: Springt der menschliche Geist ohnehin schon ganz natürlich ohne Pause von einem Gedanken zum nächsten, sinkt die Aufmerksamkeitsspanne, verstärkt durch die digitale Ablenkungsindustrie, immer mehr. Mancher behauptet sogar, sie würde nur noch knapp unter der eines Goldfischs liegen.

Um dem ständigen Fluss des Denkens nicht permanent ausgesetzt zu sein, um innezuhalten und eine natürliche Distanz zur Realität zu gewinnen, hilft es, Achtsamkeit zu praktizieren.

Durch diese Praxis komme ich in Kontakt mit mir selbst, gewinne emotionale Stabilität, steigere mein Bewusstsein, erkenne die Ursachen und Anzeichen persönlicher Belastungen, Reaktions- und Stressmustern und lerne neue Perspektiven und Handlungswege.

Hilfreich zur Kultivierung einer Praxis der Achtsamkeit im Leben sind die acht Prinzipien, die ich im Folgenden erläutere.

Nicht beurteilen, wertfrei handeln

Dahinter steht die Fokussierung auf das „Was ist“, nicht auf das „Was ich interpretiere“. Anhand von Wertvorstellungen und Erfahrungsgedächtnis  filtern, fällen wir Urteile, ordnen alles was wir sehen und erleben ein. Wer das erste Prinzip verfolgt, handelt unvoreingenommen, beobachtet offen und genau, schaut zu, was geschieht. Dabei werden die Dinge nicht innerlich zerredet durch Einordnung in Erfahrungen und Wertvorstellungen, sondern wie ein neutraler Beobachter von außen, genau angeschaut und benannt. „Genieße die Blumen am Wegesrand, doch sei nicht traurig, wenn sie nicht da sind.“ (Zitat des Yogameisters Sivananda)

Anfängergeist

Mit dem Prinzip Anfängergeist ist gemeint, dass wir aus dem sogenannten Autopiloten-Modus, der uns hilft, Alltagssituationen routiniert zu meistern, auszusteigen und mit der Neugier und Begeisterung, die wir in der Entdeckung von etwas Neuem erleben, zu handeln. Jeder kennt diesen Autopilot-Modus, beispielsweise wenn wir nach dem Essen die Küche aufräumen, im Abbiegevorgang beim Autofahren gleichzeitig schalten, bremsen, gucken und wieder Gas geben, neben dem Telefonieren aufräumen oder andere Dinge erledigen.

Dazu gehört es, immer wieder offen und unvoreingenommen neue Situationen zu begrüßen, neugierig zu beobachten und spielerisch anzunehmen, was sich entwickelt. Jeden Moment als einzigartig immer wieder neu zu erleben, um mit der Frische und der Offenheit jedes Anfangs wahrzunehmen. Herrmann Hesses Satz: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, ist auch deshalb so berühmt, da er so oft in der Realität von uns Menschen Bestätigung findet. Auch Jesus hat gepredigt: „Werdet wie die Kinder“, da diese unvoreingenommen, neugierig und begeistert neue Dinge angehen.

 Denn auch wenn wir meinen, schon alles zu kennen, ist doch jeder Augenblick wieder neu und die Dinge niemals wieder genau gleich. Schneeflocken, so sehr sie sich auch gleichen, haben ihren individuellen Fingerabdruck. Unser ganzes Leben besteht nur aus aufeinander folgenden Augenblicken. Genieße sie mit allen Sinnen!

Entdecke die Welt also mit viel Gefühl, Aufmerksamkeit und Neugier, wie am ersten Tag einer neuen Erfahrung. Eine wunderbare Übung für dieses Prinzip ist es, die Welt beim nächsten Spaziergang wie ein Außerirdischer oder wie ein Kleinkind wahrzunehmen. Wie sehen Häuser, Autos, Pflanzen so aus? Was sagen die anderen Sinne? Wie hören sich die Straßengeräusche an? Wie riecht es in deiner Straße?

Geduld

Das dritte Prinzip hilft dabei, anzuerkennen, dass alles seine Zeit und seinen Raum braucht. Die Natur hat ihren eigenen Rhythmus – das meint der Spruch „Das Gras wächst nicht schneller, wenn wir daran ziehen“. Genauso haben wir Menschen auch für alle ein eigenes Tempo. Im Laufe des Tages, des Jahres und des Lebens hat alles seine Zeit: Freude, Trauer, Krankheit, Heilung. Es hilft, sich daran immer wieder zu erinnern. Damit kommen wir gleich zum nächsten Prinzip, das ohne Geduld nicht zu kultivieren ist.

Vertrauen

Alle Beziehungen, die Menschen miteinander pflegen, sind auf Vertrauen aufgebaut. Für jeden von uns heißt das in der konkreten Lebenspraxis, sich hinzugeben in den Prozess des Lebens, der mich führt und ihn nicht ständig mit der Kraft unseres Egos kontrollieren zu wollen. Dann fügt sich nämlich das Leben, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, oft auf wundersame Weise – glückliche Zufälle ereignen sich hintereinander auf deinem Weg, es gibt Zeichen für den richtigen Pfad deines Wesens, die erkannt werden wollen. Wir kommen auf die Welt und entwickeln durch die Liebe unserer Eltern, bzw. nächsten Bezugspersonen, ein Urvertrauen. Der Dichter Jean Paul drückte sixch dazu so aus: „Mit einer Kindheit voll Liebe kann man ein halbes Leben hindurch für die kalte Welt haushalten.“ Wer dies leider nicht entwickeln konnte oder bei wem dies im Laufe des Lebens verloren geht/vergessen wird, versucht oft durch rationale Kontrolle dies wieder zu erlangen. Wichtig für das Vertrauen in uns, in anderen Menschen und in die Welt ist jedoch, die Hingabe in den Prozess des Lebens und darauf, dass sich alles fügen wird, wenn du achtsam agierst. Hilfreich dabei ist das nächste Prinzip.

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